Unsere Mitarbeiterin Luise Rohland spricht nächsten Monat auf dem UITP Global Public Transport Summit (Weltgipfel für öffentlichen Verkehr) in Barcelona, vom 4. bis 7. Juni. Ihr Vortrag trägt den Titel „How Automated Postpaid Ticketing facilitates fare policy innovation and helps bring back customers“. Wir führten diese Woche ein Gespräch mit ihr, um mehr über die Vorteile des „Pay-As-You-Go“-Ticketings (PAYG/Bezahlung nach der Reise) zu erfahren.
FAIRTIQ: Luise, Sie sind leitende Produktmanagerin bei FAIRTIQ. Können Sie kurz erklären, was Ihr Job beinhaltet?
Luise Rohland: Ich leite unser Produkt- und Marketingteam, das die Mobilitätsbedürfnisse von Fahrgästen adressiert und für das Wachstum der FAIRTIQ-Community verantwortlich ist. Ausserdem konzentriere ich mich auf die generelle Steigerung der Fahrgastzahlen im ÖV, indem wir gemeinsam mit unseren Partner:innen innovative und einfache Tarifstrukturen testen und umsetzen.
FAIRTIQ: Im Teaser zu Ihrem Vortrag am UITP Summit versprechen Sie, dass das Automatische Postpaid-Ticketing dazu beiträgt, die Kund:innen wieder in den öffentlichen Verkehr zu bringen. Das ist ein großes Versprechen. Kann FAIRTIQ dem gerecht werden?
Luise Rohland: Ja, auf so vielen Ebenen! In erster Linie bietet FAIRTIQ einfachen Zugang zum öffentlichen Verkehr, doch es bildet außerdem die Grundlage für sehr viel mehr. Wir wollen alle so einfach wie möglich von A nach B kommen. Mit FAIRTIQ entfällt der unnötige Aufwand, sich für das richtige Ticket zu entscheiden. Das ist nicht nur für reguläre Nutzende großartig. Es erleichtert auch den Zugang für neue und gelegentliche Fahrgäste, die vielleicht nicht mit dem regionalen Tarifsystem bekannt sind. Aus Nutzerbefragungen wissen wir, dass fast ein Drittel der neuen Nutzer:innen in der Schweiz und Deutschland vor der Registrierung bei der App kaum oder nie den öffentlichen Verkehr benutzt haben. Die App an sich ist daher schon ein großer Gewinn, um mehr Nutzende in den öffentlichen Verkehr zu bringen!
Darüber hinaus können wir mit der Bezahlung nach der Reise (Postpaid) die Beziehung zu Fahrgästen auf eine Art und Weise pflegen, wie es bisher nicht möglich war. Für Vielfahrer:innen können wir maßgeschneiderte Lösungen für bestimmte Gruppen von Nutzenden des öffentlichen Verkehrs anbieten und sie dazu bewegen, mehr auf ihren regelmäßigen und weniger regelmäßigen Strecken zu fahren. Wir bieten ausserdem ausgezeichnete Einblicke in die Reiseerlebnisse von Fahrgästen und bieten somit regionalen bzw. nationalen öffentlichen Verkehrsnetzwerken die notwendigen Daten, um zu verstehen, wie sie ihre Dienstleistungen verbessern können. Schließlich verfügen wir über eine sehr intelligente technische Infrastruktur, die als Testumgebung genutzt werden kann. So können unsere Partner:innen in einer kontrollierten Umgebung Pilotprojekte durchführen, um die Reaktionen der Kundschaft auf verschiedene neue Angebote zu analysieren und direktes Feedback von ihren Nutzenden zu erhalten.
FAIRTIQ: Eines der Beispiele, das Sie präsentieren werden ist „+=0“ aus Okzitanien, Frankreich, wo Student:innen weniger bezahlen, je häufiger sie fahren. Welche Vorteile hat so ein System für das Transportunternehmen?
Luise Rohland: Dieses Angebot ist ziemlich ungewöhnlich, da es eine sehr strategische Initiative ist. Es wurde eingeführt, um die nächste Generation dazu zu motivieren, den öffentlichen Verkehr den privaten Verkehrsmitteln vorzuziehen und die Gewohnheit zu stärken, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Auch wenn es eine teure Initiative ist, ist sie höchst effektiv darin, die richtige Gruppe an Nutzenden des öffentlichen Verkehrs anzusprechen.
Andererseits erlaubt unser System kleinere, schrittweise und kosteneffiziente Veränderungen. Niedrigere Preisänderungen können eingeführt und getestet werden und Parameter können angepasst werden, um die wirkungsvollste Lösung zu finden. Die Nutzung dieser schrittweisen Methode hilft dabei, ein perfektes Gleichgewicht zwischen nutzerorientierten und kosteneffizienten Lösungen zu finden. Wir haben viele weitere Beispiele für Tarifanreize und Angebote, die unsere anderen Partner:innen getestet und eingeführt haben. Besuchen Sie uns am UITP Summit in Barcelona den Stand 6B210 und unser Team wird Ihnen gerne mehr darüber erzählen.
FAIRTIQ: Auch in der Schweiz gibt es große Pläne, sich an die Bedürfnisse der Nutzenden anzupassen. Was bedeutet „myRIDE“ für Fahrgäste?
Luise Rohland: Die Schweiz profitiert bereits von einem auf nationaler Ebene verfügbaren automatischen Postpaid-Ticketing System. Schweizer Fahrgäste müssen sich nicht mehr über versteckte oder verwirrende Tarifbestimmungen mit regionalen Unterschieden ärgern. Doch während die Nutzer:innen diese Informationen auf dem Ticketscreen nicht mehr sehen, sind die Tarifstrukturen im Hintergrund weiterhin vorhanden.
Die Schweizer ÖV-Branchenorganisation (Alliance SwissPass) hat erkannt, dass dies kein effektives, zukunftsfähiges System ist. Die Branche erprobt derzeit in verschiedenen Markttests neue Formen des Fahrscheinverkaufs und der Preisgestaltung, mit dem Ziel, ein einheitlicheres Kundenerlebnis in der Schweiz zu schaffen. Wir freuen uns sehr über diese wichtige zukünftige Entwicklung des Postpaid-Ticketings!
Sie möchten mehr erfahren? Besuchen Sie Luise’s Vortrag “How Automated Postpaid Ticketing facilitates fare policy innovation and helps bring back customers” am 7. Juni in Barcelona.