Gelegenheitskund:innen stellen ein grosses Potenzial für den ÖPNV dar. Sie für die Nutzung von Bussen und Bahnen zu begeistern, ist ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende. Im Pilotprojekt „Swipe + Ride“ erprobt der Münchner Verkehrsverbund (MVV) verschiedene Tarifmodelle, um ein passgenaues Angebot für gelegentliche Nutzer:innen zu eruieren.
Das Pilotprojekt läuft seit Oktober 2020 und verfolgt folgende Ziele. Zum einen möchte der MVV den Zugang zum ÖPNV für die Zielgruppe der Wenig- und Gelegenheitsnutzer:innen verbessern. Zum anderen sollen im Rahmen des Projekts die Auswirkungen verschiedener Tarifmodelle auf das Nutzungsverhalten und die Zufriedenheit der Fahrgäste erforscht werden. Von Anfang an war Swipe + Ride als Lernprojekt angelegt, bei dem sich während der Projektlaufzeit der Preis des eTarifs sowie andere Testparameter ändern können. Für das Projekt kommt die speziell für Testanwendungen und Pilotphasen entwickelte FTQ Lab App zum Einsatz. Sie ermöglicht es, in einem zahlenmässig begrenzten Kreis von Test:kundinnen gezielt Tarife zu testen und dabei zu aussagekräftigen Ergebnissen zu kommen – unter Verwendung der innovativen Check-in/Check-out-Technologie.
In den rund zweieinhalb Jahren seit Beginn des Piloten wurden verschiedene Preismodelle getestet. In der ersten Phase wurde der Fahrpreis zunächst anhand der Luftlinienentfernung zwischen Start und Ziel ermittelt. In der seit März 2022 laufenden zweiten Phase des Projektes wurde eine weitere Gruppe von Pilotkund:innen gebildet. Ihr Fahrpreis wird nach der sogenannten geglätteten Strecke berechnet, der Luftlinienentfernung zwischen den durchfahrenen Haltestellen. Beim geglätteten Tarif wird die tatsächlich gefahrene Strecke genauer abgebildet.
Die Zahl der Nutzer:innen der FTQ Lab App wurde im Rahmen des Pilotprojekts auf 10.000 für den Luftlinientarif und auf 4.000 für den geglätteten Tarif begrenzt. Dem MVV war es besonders wichtig, dass die Zusammensetzung der Testgruppen möglichst repräsentativ für die Bevölkerung im Verbundgebiet ist. Für jede der beiden Gruppen wurden daher Kontingente für Teilnehmende aus der Stadt München, aus den Verbundlandkreisen sowie aus Bereichen ausserhalb des MVV-Gebiets festgelegt. Im Dezember 2022 wurde der Testraum von Swipe + Ride zudem auf den Regensburger Verkehrsverbund (RVV) ausgeweitet. Testkund:innen, deren Start und Ziel in einem der beiden Tarifverbünde MVV oder RVV liegen, können seitdem auch verbundübergreifend mit dem eTarif unterwegs sein. Zonengrenzen, die beim klassischen Fahrkartenkauf gerade für spontane Nutzer:innen häufig eine Zugangshürde darstellen, gibt es für die Pilotkund:innen nicht.
Insgesamt wurden seit dem Start des Projektes drei verschiedene Bonus- beziehungsweise Rabattmodelle getestet, die je nach Fahrtenanzahl einen automatischen Rabattanspruch von bis zu 30 Prozent im Folgemonat erzeugen. Ein Tagesdeckel sorgt für die Kostensicherheit auf Tagesbasis.
Das Projekt wird durch eine umfangreiche Marktforschung der rms GmbH begleitet. Die Zufriedenheit der Pilotkund:innen wird in regelmässigen Befragungen ermittelt. Laut den zuletzt im März 2023 vorgelegten Ergebnisse der Befragungen sind 96 Prozent der Pilotkund:innen mit dem Gesamtprojekt vollkommen bis sehr zufrieden. 92 Prozent würden den eTarif weiterempfehlen. Die Funktionalität der FTQ Lab App wird von den Nutzer:innen als gut bewertet, ebenso wie die Preisbildung nach Luftlinie, die Rabatte und der Tagesdeckel. Die Testgruppen können jedoch nicht nur im Rahmen der Marktforschung, sondern auch kontinuierlich über die App, online sowie über den Kundenservice Rückmeldung geben. Diese Hinweise und Anregung werden dazu genutzt, den eTarif weiterzuentwickeln sowie neue Funktionen in der App umzusetzen.
So wurde beispielsweise bereits im April 2021 auf Wunsch der Testnutzer:innen hin die Smart Stop-Funktion eingeführt. Seit August 2021 gibt es einen Online-Preisrechner, über den der Fahrpreis bereits vor der Fahrt ermittelt werden kann. Aktuell wird daran gearbeitet, den Wunsch der Nutzer:innen nach einer Zahlungsmöglichkeit per SEPA-Lastschrift zu erfüllen sowie eine Mitnahmemöglichkeit im eTarif anzubieten.
Auch eine direkte Mitwirkung am Projekt ist möglich und sogar ausdrücklich erwünscht. Testnutzer:innen können nach Abschluss ihrer Fahrt bewerten, ob diese korrekt oder inkorrekt erfasst wurde. Teilweise werden sie auch aktiv zu einer Rückmeldung aufgefordert. So soll die Fahrterfassung verbessert und die App weiter optimiert werden.
Mit Ende des Jahres 2023 endet auch das Projekt Swipe + Ride. Die Schlussfolgerungen aus dem Testbetrieb dienen als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen des MVV, seiner Gesellschafter und weiterer Projektpartner.
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