FAIRTIQ mit doppelter Kraft voraus: Anne Mellano und FAIRTIQ Gründer Gian-Mattia Schucan teilen sich nun die CEO-Rolle in einem neuen Joint Leadership Model.
Seit Februar 2023 hat FAIRTIQ zwei CEOs: in diesem Artikel stellen wir Anne Mellano, ehemals CBO (Chief Business Officer) bei FAIRTIQ vor und reden mit ihr und Gian-Mattia über das rasante Wachstum der Firma, Annes Hintergrund als Gründerin des Mobility Start-ups Bestmile und die Zukunftspläne der beiden.
Seit der Firmengründung im Jahr 2016 hat das Start-up ein enormes Wachstum verzeichnet. Von nur sechs Mitarbeitenden für die erste Version der App bis hin zu derzeit über 140 Mitarbeitern in neun Ländern, werden heute jede Woche über eine Millionen Fahrten über die FAIRTIQ-Systeme abgewickelt.
FAIRTIQ ist mittlerweile die weltweit erfolgreichste Check-in/Check-out-Lösung auf Smartphone-Basis - ausgeruht wird sich aber noch lange nicht, denn es gibt große Pläne. Als Tech-Start-up im sich rasch entwickelnden Mobilitätssektor kann die Einführung eines Joint Leadership Models eine effektive Möglichkeit sein, um Vielfalt und Kreativität zu fördern.
“Mit dem Joint Leadership Model und zwei CEOs sind wir deutlich besser dafür gerüstet, all die Meilensteine zu erreichen, die FAIRTIQ in den kommenden Jahren noch erreichen wird.”, Gian-Mattia Schucan
Der Begriff "Joint Leadership" bezieht sich auf eine Führungsstrategie, bei der zwei oder mehr Personen eine Führungsposition teilen und gemeinsam Verantwortung tragen. Durch die Zusammenarbeit von Führungskräften mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven, kann so eine dynamische und inklusive Arbeitskultur geschaffen werden.
Die Einführung eines gemeinsamen Führungsmodells kann die Agilität und Flexibilität von Firmen fördern. Besonders die Mobilitätsbranche sieht sich der Herausforderung gegenübergestellt, vielfältige Interessengruppen innerhalb der Verkehrsverbünde zusammenzubringen. Gemeinsame Führungsmodelle können dabei zu einer besseren Entscheidungsfindung und Einbindung von den verschiedenen Verkehrsunternehmen beitragen.
"Ich freue mich sehr darüber, meine Rolle als CEO nun mit Anne teilen zu können und so FAIRTIQ gemeinsam weiter wachsen zu lassen. Anne bringt tiefgreifende unternehmerische und operative Erfahrungen im Mobilitätssektor und frische Perspektiven mit.", sagt Gian-Mattia Schucan.
Als Mitgründerin des Schweizer Mobility Start-ups Bestmile, machte sie sich einen Namen, etablierte sich als Expertin für Mobilitätsdienste und setzt sich seitdem für eine sichere, effiziente und barrierefreie Mobilität für alle ein. Bestmile ist ein System, welches die Verwaltung und Flottenoptimierung von autonomen oder von Menschen angetriebenen Fahrzeugen erleichtert und gehört mittlerweile zum deutschen Unternehmen ZF. Nach 8 Jahren des Wachstums musste Bestmile inmitten der Covid Pandemie seine Türen schließen und wurde daraufhin vom deutschen Unternehmen ZF übernommen. Anne Mellano sagt, dass ihr diese Erfahrung viel dabei geholfen hat, mit Krisen umzugehen und Lösungen für Situationen zu finden, die anders laufen, als man es sich vorgestellt hat.
FAIRTIQ: FAIRTIQ führt ein neues Führungsmodell ein - CEO als Team. Wie kam es zu der Entscheidung?
Gian-Mattia Schucan: FAIRTIQ ist seit der Gründung 2016 enorm gewachsen. Als wir die erste Version unserer App starteten, hatten wir nur 6 Mitarbeitende, mittlerweile sind es über 140 Mitarbeitende in neun Ländern. Unser Produkt ist jetzt in sechs Ländern verfügbar, wickelt mehr als eine Reise pro Sekunde ab und ist zu einer riesigen Plattform geworden. Die Chancen und Herausforderungen in Bezug auf Produkt- und Geschäftsentwicklung, operative Exzellenz und Führung wachsen ständig und werden dies auch weiterhin tun. Wir sind überzeugt, dass dies nur der Anfang eines viel größeren Abenteuers ist, daher haben wir beschlossen, unsere Führungskapazitäten zu erhöhen.
Anne Mellano: Wir arbeiten bereits seit einiger Zeit eng zusammen, und die Idee eines "CEO-als-Team"-Modells kam von Gian-Mattia und wurde vom Vorstand unterstützt. Ziel ist es, uns auf unsere jeweiligen Stärken zu konzentrieren, da wir der Meinung sind, dass unsere Fähigkeiten sich gegenseitig ergänzen. Gian-Mattia bringt seine langjährige Erfahrung im öffentlichen Verkehr und in der Unternehmensführung ein, während ich meine unternehmerische und operative Erfahrung sowie eine frische Perspektive auf das Geschäft einbringen kann.
FAIRTIQ: Gian-Mattia Schucan, ist das neue Führungsmodell der erste Schritt für deinen Ausstieg bei FAIRTIQ?
Gian-Mattia Schucan: Es steckt noch viel zu viel FAIRTIQ-Energie in mir, so dass ich nicht daran denke FAIRTIQ zu verlassen. Mir geht es darum, dass wir FAIRTIQ als Team besser führen können.
FAIRTIQ: Anne, kannst du uns ein paar Einblicke in deine Vergangenheit in der Technologie- und Mobilitätsbranche geben?
Anne Mellano: Meine Arbeit hatte immer einen Bezug zum öffentlichen Verkehr. Zuerst in einem Stadtplanungsbüro und dann für zehn Jahre als Unternehmerin in der autonomen Mobilitätsbranche. Ich hatte die Möglichkeit, an den ersten Einsätzen von fahrerlosen Minibussen in Europa mitzuarbeiten und habe dabei festgestellt, dass die Entwicklungen alle auf die Fahrzeuge ausgerichtet waren. Der eigentliche Mehrwert der Technologie ist aber, meiner Meinung nach, die Qualität der Hintergrundsysteme. Ich bin 2021 zu FAIRTIQ gekommen und habe meinen Arbeitsfokus auf die Effektivität des Unternehmens gelegt.
FAIRTIQ: Als erfahrene Mobilitäts-Expertin kannst du dir ja quasi aussuchen, wo du arbeitest. Was hat dich zu FAIRTIQ geführt?
Anne Mellano: Die Ähnlichkeiten mit dem Unternehmen, welches ich gegründet habe: ein Software-as-a-Service-Scale-up in der Schweiz, im Bereich Mobilität, mit einem tollen Teamgeist und einer Mission, die zählt. Auch die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Wachstum sind sehr interessant für mich gewesen. Ich konnte mir nicht vorstellen, in ein etabliertes Unternehmen einzusteigen, das wäre zu träge gewesen und der Raum für Innovation ist oft begrenzt.
FAIRTIQ: Anne und Gian-Mattia, was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile des gemeinsamen Führungsmodells und wie setzt ihr das in der Praxis schon um?
Gian-Mattia Schucan: Ich habe jetzt mehr Kapazität, mich auf die Teamleitung und das ständig wachsende Partnernetzwerk zu konzentrieren, was für mich ein wichtiger Gewinn ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich jetzt eine Sparringspartnerin habe, die einen umfassenden Überblick über das Unternehmen und die Unternehmensstrategie hat.
Anne Mellano: Für uns ist es wichtig, klare Zuständigkeiten zu haben, damit das Team keinen Mehraufwand tragen muss. Während wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen werden, konzentriert sich jeder von uns auf andere Aspekte des Unternehmens. Das ist die Theorie; jetzt müssen wir in die Praxis gehen und weiter lernen, wie wir das Modell im Alltag am besten umsetzen können.
FAIRTIQ: Was denkt ihr, sollten konventionelle Führungsmodelle generell überdacht werden?
Gian-Mattia Schucan: Ich glaube nicht an "Revolutionen" in der Führung. Es geht vielmehr darum, das richtige Gleichgewicht zwischen den Learnings aus der Vergangenheit und der Offenheit für neue Ideen zu finden, die den Bedürfnissen eines Unternehmens entsprechen.
Anne Mellano: In diesem Bereich hat es viele Entwicklungen gegeben. Soft Skills werden heute viel stärker betont, aber Kompetenz bleibt das wichtigste Element. Meiner Meinung nach gibt es nicht ‘den einen’ Führungsstil. Wir müssen uns an die Situation des Unternehmens anpassen, Raum für Weiterentwicklung geben und den Einklang mit der Unternehmenskultur sicherstellen.
FAIRTIQ: Gian-Mattia, hast du speziell nach einem weiblichen Co-CEO gesucht, um Diversität in der Führungsebene sicherzustellen?
Gian-Mattia Schucan: Mit Anne Mellano haben wir die perfekte Person in Bezug auf Kompetenzen, unternehmerische Erfahrungen und persönliche Eignung gefunden. Allerdings macht der Fakt, dass Anne kein “alter weißer Mann ist”, so wie ich, uns sicher zu einem komplementären Team.
FAIRTIQ: Anne, was ist deine Vision für deine Arbeit bei FAIRTIQ und für den Mobilitätssektor im Allgemeinen?
Anne Mellano: Ich stimme sehr mit der Mission von FAIRTIQ überein, nämlich nachhaltige Mobilität für Menschen einfach zugänglich zu machen. Das ist der beste Weg, um mehr Menschen für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu gewinnen, was in der heutigen Welt unerlässlich ist. Mir gefällt auch die Idee, diese Einfachheit im Führungsalltag umzusetzen. Keine grossen Theorien, sondern pragmatische Lösungen und Coaching für unsere Teams.
Das Joint Leadership Model wird die weitere Entwicklung und Expansion von FAIRTIQ nicht nur als App, sondern auch in der Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen unterstützen, um nachhaltige Mobilität für Menschen auf der ganzen Welt zugänglicher zu machen.