Im folgenden Branchen-Interview sprechen wir mit Anja Höhn, Bereichsleiterin Absatz bei der Kölner-Verkehrsbetriebe AG (KVB).
Seit April 2019 läuft ein Pilotbetrieb innerhalb des Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und die KVB ist als Kundenvertragspartnerin mit von der Partie.
Über 10.000 Testnutzer:innen haben sich seit Projektstart registriert und mittlerweile schon das Equivalent einer vierzigmaligen Erdumrundung absolviert (über 1,7 Millionen Kilometer).
Zwei Jahre nach Beginn des Pilotbetriebs, der nach und nach angepasst und ausgebaut wurde, wird der eTarif demnächst in ganz Nordrhein-Westfalen ausgerollt. Die Migration vom erfolgreichen Pilot hin zum Regelbetrieb, für alle die einfach reisen möchten, ist somit bald greifbar.
Der VRS hat das Pilotprojekt bereits mehrfach an die Wünsche der Testkund:innen angepasst: So wurden neben einem Preisrechner, mit dem die Kund:innen vor Fahrtantritt die Kosten kalkulieren können, auch die Bezahlverfahren PayPal und Lastschriftverfahren implementiert und ein Rabattmodell für Vielfahrer:innen eingeführt. Wer in einem Monat an mindestens zehn Tagen den eTarif nutzt, erhält fünf Prozent seines Fahrtenumsatzes als Guthaben für den Folgemonat gutgeschrieben.
Der große Vorteil an dem innovativen Modell des VRS-eTarifs: Nach erfolgter Registrierung checken die Fahrgäste mit einer Wischbewegung auf dem Smartphone vor Antritt der Reise ein und nach Ankunft am Ziel wieder aus. Der Fahrpreis wird automatisch auf Basis der kürzesten Verbindung, der Luftlinie, berechnet – Tarifkenntnisse sind bei den Kund:innen nicht mehr nötig. Zudem löst der eTarif an manchen Preisstufengrenzen aktuell mitunter bestehende Preishärten auf und ist deshalb besonders fair.
FAIRTIQ: Wie kam es zu der Entscheidung den eTarif nun in ganz NRW auszurollen?
Anja Höhn:
Bereits seit einiger Zeit gab es erfolgreiche regionale Pilotprojekte für eTarife in NRW. So zum Beispiel auch unser Pilotprojekt VRS – KVB - FAIRTIQ. Und weil die Akteure in NRW, bezogen auf landesweite Tarife, schon seit vielen Jahren sehr eng zusammenarbeiten, war es naheliegend, ein solches Angebot auch landesweit auszurollen. Dies wird auch ganz klar durch das NRW Verkehrsministerium unterstützt.
FAIRTIQ: Was sind ihre Haupt-Lessons learned aus dem Pilotprojekt?
Anja Höhn:
Wir haben uns auf das Wesentliche konzentriert. Ein einfacher eTarif, eine gut verständliche App und der Mut, in Schritten zu arbeiten. Wir haben beispielsweise erst nach und nach verschiedene Bezahlverfahren integriert und geprüft, welche Zusatzangebote wir im Tarif benötigen.
FAIRTIQ: Was raten Sie anderen Regionen, die mit dem Gedanken spielen einen eTarif einzuführen?
Anja Höhn:
Einfach bleiben und auch einmal mutig sein. Gerade in der jetzigen Situation können wir damit als Branche gut punkten.
FAIRTIQ: Wie nehmen Ihre Testnutzer:innen das Angebot bislang an?
Anja Höhn:
Unser regionaler eTarif-Pilot wird gut angenommen. Die Kund:innen sind zufrieden und es freut uns besonders, dass wir auch die eher ältere Zielgruppe überdurchschnittlich häufig begrüßen dürfen.
FAIRTIQ: Was wünschen Sie sich für die Zukunft mit FAIRTIQ?
Anja Höhn:
Natürlich weiterhin eine gute Zusammenarbeit! Aber im Ernst, wir schätzen besonders den Blick auf das Wesentliche und die bisher immer zuverlässige und zeitnahe Umsetzung. Darauf freuen wir uns auch in Zukunft.