Flugreisen in Europa versuche ich zu vermeiden, obwohl ich quasi in der Einflugschneise des Zürcher Flughafens lebe und ein top Anbindung hätte. Meiner Meinung nach lassen sich auch Distanzen von über 1000 Kilometern mit Nachtzug- und Fernverkehrsverbindungen bequem zurücklegen. Die Reisezeit ist dabei ungestörte Arbeitszeit oder auch Ruhezeit im Schlafwagen. Inspirierende Momente und Ideen gibt es während Zugreisen viele, ganz im Gegensatz zu persönlich erlebten Stress-Situationen an Flughäfen oder über den Wolken.
Ich werde auf Geschäftsreisen auch oft gefragt, ob ich denn nicht jeweils den letzten Flieger nehmen möchte, um meine Familie am Abend noch zu sehen? Klar, die nachhaltige Art zu reisen braucht in vielen Fällen auch mehr Zeit, und dementsprechend weniger Präsenz zuhause. Aber es gibt ein paar Kniffe, um dies wettzumachen. So kann ich beispielsweise meine Rückreise in Frankfurt in einem Hotel für die Nacht unterbrechen und dann mit dem ersten Zug zurück in die Heimat fahren, um dort trotzdem das Frühstück mit der Familie noch pünktlich und entspannt zu genießen. Oder wieso nicht gleich noch das Abendessen in der Fremde geniessen und die Rückreise im Nachtzug antreten? Ich verpasse mit dem nachhaltigeren Ansatz für Fernreisen vielleicht einen kleinen Teil der Familienzeit, aber meine drei Kinder sind mir auch dankbar, dass Papi CO2-sparsam mit dem ICE und dem Nachtzug gereist ist.
Auch meine Kolleginnen und Kollegen bei FAIRTIQ leben die beschriebenen Reise-Ansätze. Wir sind als Arbeitgeber damit auch bereit, allfällige Mehrkosten für Verpflegung und Hotels zu übernehmen, auch wenn «Billigflüge» die «unternehmerisch» günstigere Variante wären. Die ökologische Perspektive gewichten wir dementsprechend höher als die kommerzielle, ganz im Sinne der Mobilitätswende. Weiter kompensieren wir unsere verursachten CO2-Emissionen in hochwertige myclimate Klimaschutzprojekte und setzen gezielt Anreize, indem wir auch privat unternommene Reisen mit dem ÖV finanziell durch Firmenbeiträge unterstützen. Wir sind uns bewusst, Kompensation ist nicht alles und Emissionen sollten möglichst ganz vermieden werden, aber wir setzen damit ein Zeichen und sind bestrebt diese Emissionen stetig weiter zu minimieren.
Es würde mich freuen, wenn sich der europaweite Geschäftsreiseverkehr in den nächsten Jahren vermehrt von der Luft auf die Schiene verlagern würde. Das Angebot ist da!
Reto Schmid, Director Business Development, bei FAIRTIQ mit seinem Team verantwortlich für die Expansion in neue Märkte, ist verheiratet , Vater von drei Kindern und lebt in einer autofreien Siedlung im Norden der Stadt Zürich