Mit der Preiserhöhung des Deutschlandtickets im Januar ist eine zentrale Frage wieder in den Fokus gerückt: Ist das Monatsabo noch attraktiv für alle, die den ÖPNV nutzen – oder es künftig möchten? Die Diskussion betrifft nicht nur Fahrgäste, sondern auch Verkehrsunternehmen, die zunehmend mit schwankender Nachfrage und weniger stabilen Einnahmen konfrontiert sind.
Dabei ist der Handlungsspielraum größer, als es auf den ersten Blick scheint: Während das Deutschlandticket als bundesweites Angebot wenig Flexibilität zulässt, bieten regionale Tarifmodelle erhebliches Potenzial, um auf lokale Bedürfnisse zu reagieren – und neue Kundengruppen zu erschließen.
Nordrhein-Westfalen zeigt, wie es anders geht. Mit dem Modell eezy.nrw verfolgt das Bundesland einen konsequent nutzerzentrierten Ansatz: Wer mit der FAIRTIQ-App oder anderen MPAYG-Anwendungen unterwegs ist, zahlt pro Tag maximal 34.50 € und pro Monat nie mehr als 58 €. Die Preisgrenze orientiert sich am Deutschlandticket – allerdings ohne Abo-Zwang oder Vorabentscheidung.
Der Clou: Die Obergrenze wird automatisch erkannt, Fahrten werden transparent in der App dargestellt. Für die Fahrgäste bedeutet das: kein Tarifdschungel, kein Rechenaufwand – dafür maximale Kostentransparenz. Ein System, das sich am realen Mobilitätsverhalten orientiert – nicht umgekehrt.
“Der Monatsdeckel in eezy.nrw bietet durch seine Preissicherheit und Flexibilität absolute Freiheit für alle Gelegenheitskunden. Kunden müssen nicht mehr zu Monatsbeginn genau wissen, wie viele Fahrten sie machen werden und ob ein Abonnement sich für sie lohnt. Entscheidungen im Vorfeld und langfristige Abo-Bindungen werden damit überflüssig. Ein ideales Produkt für Gelegenheitskunden!”
Eduard Rollmann, Bereichsleiter Kompetenzcenter Marketing NRW, Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH
Preisdeckel sind gelebte Praxis. Ob Tages-, Wochen- oder Monatsgrenzen: Verkehrsunternehmen und Verbünde definieren die passende Deckelung, FAIRTIQ setzt sie technologisch um. Die App erkennt automatisch die gültigen Tarifregeln, trackt Fahrten und sorgt dafür, dass nie mehr als nötig gezahlt wird.
Auch andere Regionen mit FAIRTIQ zeigen, wie flexibel Preisdeckel gestaltet und sogar mit Rabattsystemen ergänzt werden können:
Region | Capping-Modell | Weitere Besonderheiten |
Magdeburg (MBV), Flensburg (Aktiv Bus) & Erfurt (VMT) - Deutschland | Automatische Tages- & Wochenkarten | |
Okzitanien - Frankreich | Monatlicher Deckel | Flexible Tarifmodelle für verschiedene Fahrgastgruppen (Mehr erfahren) |
A-Welle - Schweiz | Monatlicher Deckel | Prämiensystem “premyo” mit automatischen Rabattstufen (Mehr erfahren) |
Auch in den übrigen FAIRTIQ-Regionen – darunter Österreich, Liechtenstein und die Tschechische Republik – sind Tickets optimiert auf Tagesbasis längst Standard.
Nicht alle Menschen nutzen den ÖPNV regelmäßig – doch gerade in dieser Gruppe steckt enormes Potenzial. Aktuelle Zahlen (Statista, 2024) zeigen:
Dem gegenüber stehen 13,5 Millionen Deutschlandticket-Inhaber:innen (Stand Februar 2025) – ein beachtlicher Wert, aber bei weitem nicht deckungsgleich mit dem Gesamtpotenzial.
Gerade die Gruppe der Gelegenheitsfahrenden – über 20 % der Bevölkerung – bietet Millionenpotenzial, das bislang kaum erschlossen ist. Und auch jene, die bisher selten oder nie Bus und Bahn nutzen, lassen sich eher durch einfache, flexible und digitale Modelle überzeugen als durch starre Abo-Angebote.
Für die Gruppe der Gelegenheitsfahrenden ist ein Monatsabo oft schwer zu rechtfertigen – nicht, weil sie den ÖPNV ablehnen, sondern weil ihr Alltag mehr Flexibilität verlangt. Genau hier kann ein System mit automatischer Preisobergrenze ansetzen. Ein flexibles Modell wie Capping bietet:
Preisobergrenzen bauen Vertrauen auf und bieten nicht nur Gelegenheitsnutzenden einen einfachen Zugang zum ÖPNV. Auf diese Weise erhöhen Preisdeckel die Wahrscheinlichkeit der häufigeren Nutzung.
Ein weiterer Aspekt, der häufig übersehen wird: Klassische Abos liefern kaum Erkenntnisse über die tatsächliche Nutzung. Wer wann wo fährt, bleibt weitgehend unbekannt. Digitale Lösungen wie MPAYG in Kombination mit Capping hingegen machen Bewegungsmuster sichtbar – selbstverständlich anonymisiert und DSGVO-konform.
Verkehrsunternehmen erhalten so wertvolle Einblicke, können Tarife und Angebote gezielter entwickeln und Ressourcen effizienter planen. Die Folge: bessere Services, zufriedenere Fahrgäste – und ein ÖPNV, der näher an den Menschen ist. Mehr zum Thema detaillierte Datenanalysen lesen Sie hier.
Das klassische Entweder-Oder – Abo oder Einzelticket – wird dem Mobilitätsverhalten vieler Menschen nicht mehr gerecht. Was es jetzt braucht, sind smarte, faire Lösungen, die sich flexibel anpassen und gleichzeitig Vertrauen schaffen.
Die Kombination aus automatischem Capping und mobilem Pay-as-you-go-Ticketing hat dabei für alle Beteiligten Vorteile:
Die Zahlen sprechen dafür – und die Technologien sind längst da.