7:08 Uhr an einem grauen Novembermorgen. Der Regen setzt ein. Sie stehen Schulter an Schulter mit anderen im vollbesetzten Bus, alle versuchen, möglichst unauffällig zu atmen. Zwei Stunden später: dasselbe Fahrzeug, halb leere Sitze, entspannte Atmosphäre.
Diese Situation ist Alltag – in Städten auf der ganzen Welt. In den Hauptverkehrszeiten sind die Fahrzeuge hoch ausgelastet, während Fahrten außerhalb der Spitzenzeiten oft mit viel freier Kapazität stattfinden. Für Verkehrsunternehmen bedeutet dieses Ungleichgewicht: hohe Kosten, ineffizienter Ressourceneinsatz und unzufriedene Fahrgäste.
Die zentrale Frage ist nicht neu: Wie lässt sich die Nachfrage besser steuern? Die Antwort liegt heute jedoch nicht mehr allein in dichteren Takten oder teuren Ausbauten. Digitale Lösungen eröffnen neue Wege – angefangen bei der Bepreisung der Fahrt.
“Mit der FAIRTIQ App können Verkehrsunternehmen neue Preisstrategien in Echtzeit testen und einführen – ganz ohne Eingriffe in die bestehende Infrastruktur oder den laufenden Betrieb.”
Felix Urban, Product Owner bei FAIRTIQ.
Im Kern ist die Idee simpel: Wer außerhalb der Stoßzeiten fährt, zahlt weniger – zu Spitzenzeiten gelten reguläre oder höhere Preise. Diese Logik ist nicht neu, wird aber im Nah- und Pendelverkehr bislang kaum genutzt. Technische, politische und betriebliche Hürden haben die Umsetzung lange gebremst.
Doch Studien zeigen: Das Potenzial ist groß.
Klar ist auch: Preisnachlässe allein reichen nicht. Entscheidend ist, wie gut eine solche Fahrpreisdifferenzierung gestaltet, getestet und kommuniziert wird. Wird sie unklar oder nicht transparent umgesetzt, entsteht Misstrauen. Wird sie klug eingeführt, können sich Fahrgewohnheiten nachhaltig verändern und das Vertrauen in den öffentlichen Verkehr wächst.
Öffentlicher Verkehr soll effizient, zugänglich und attraktiv sein. Preisgestaltung nach Tageszeit unterstützt genau das auf mehreren Ebenen:
Es geht dabei nicht darum, das Reisen zu Spitzenzeiten zu bestrafen, sondern darum, Wahlmöglichkeiten zu schaffen und den öffentlichen Verkehr intelligenter zu steuern.
Ein flexibleres Tarifsystem dank digitaler LösungenKlassische Peak-/Off-Peak-Modelle basieren häufig auf Prepaid Smartcards. Diese Systeme sind zwar etabliert, aber oft wenig flexibel: Sie verlangen Vorausplanung von den Fahrgästen und komplexe Infrastruktur auf Betreiberseite. Anders bei Mobile-Pay-as-you-go-Systemen (MPAYG): In der FAIRTIQ-App starten Fahrgäste ihre Fahrt mit einem Swipe. Der korrekte Fahrpreis wird nach der abgeschlossenen Reise automatisch berechnet, inklusive möglicher Off-Peak-Rabatte. Kein manuelles Auswählen, kein Tarifzonen-Wirrwarr. Nur ein Swipe. Die Vorteile für Verkehrsunternehmen sind beachtlich:
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Dänemark gehört zu den jüngsten Beispielen für die Umstellung von physischen auf digitale Tarifsysteme. Das Rejsekort-System bot zunächst Off-Peak-Rabatte über physische Smartcards an. Seit 2024 ist dieses Modell auch in der Rejsekort-App verfügbar: Dort wird der Off-Peak-Rabatt von 20 % automatisch angewendet: werktags von 11:00–13:00 Uhr und 18:00–07:00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen.
Dieser Schritt macht das Preismodell nicht nur zugänglicher, sondern vor allem auch skalierbar.
Zeitbasierte Preismodelle können viel bewirken – vorausgesetzt, sie sind erfolgreich kalibriert. Ist der Anreiz zu gering, bleibt die Wirkung aus. Ist er zu stark oder ungünstig gesetzt, verlagert sich die Überlastung nur von einem Peak zum nächsten. Ziel ist es, die Nachfrage zu glätten, ohne neue Spitzen zu erzeugen.
Deshalb sind Tests und Experimente entscheidend. Um den richtigen „Sweet Spot“ zu finden, braucht es gezielte Experimente mit Schwellenwerten, Zielgruppen und Zeitfenstern, angepasst an das jeweilige Netzwerk.
Testen ohne Risiko: Der datenbasierte FAIRTIQ-AnsatzEin besonders starker Hebel der FAIRTIQ Plattform: Tarife können getestet und optimiert werden, bevor sie breit ausgerollt werden. Mit der FTQ Lab App lassen sich Pilotversuche in geschlossenen Nutzergruppen durchführen und die Ergebnisse direkt mit Kontrollgruppen vergleichen. So entstehen auf Daten gestützte Antworten auf Fragen wie:
Dieses Test-and-Learn-Prinzip ermöglicht es Verkehrsunternehmen, auf Basis realer Daten fundierte Entscheidungen zu treffen, ohne Risiken für den laufenden Betrieb. Wie ein solcher Test konkret aussieht, zeigt diese Fallstudie: Im Schweizer Tarifverbund A-Welle wurden neue digitale Rabattmodelle zunächst im kleinen Rahmen getestet, bevor sie auf das gesamte Verbundgebiet ausgeweitet wurden. |
“Tarifmodelle zunächst in einem kontrollierten Rahmen zu testen, gibt Verkehrsunternehmen genau die Sicherheit, die sie brauchen, bevor sie eine Entscheidung für eine flächendeckende Umsetzung treffen.”
Luise Rohland, CPMO & Verhaltensökonomin bei FAIRTIQ
Selbst die klügste Tarifstrategie scheitert, wenn es an Transparenz und Vertrauen fehlt. Fahrgäste müssen verstehen:
Digitale Tools wie In-App-Nachrichten oder ein klares Onboarding können hier unterstützen. Entscheidend sind jedoch: Konsistenz, Verständlichkeit und ein faires Gesamtbild.
Das Problem überfüllter Spitzenzeiten verschwindet nicht von selbst, aber unsere Antwort darauf kann sich verändern. Peak- und Off-Peak-Preismodelle sind kein Allheilmittel, aber ein erprobter und zunehmend zugänglicher Hebel, um Nachfrage neu zu steuern, Kapazitäten besser zu nutzen und Mobilität gerechter zu gestalten.
Mit MPAYG-Lösungen wie der FAIRTIQ-App verfügen Verkehrsunternehmen über die nötigen Werkzeuge, um diesen Wandel anzustoßen: verantwortungsvoll, effizient und mit Tempo.
Wir unterstützen Sie gerne dabei, neue Wege in der Tarifgestaltung zu gehen. Kontaktieren Sie unser Sales-Team für einen unverbindlichen Termin.