12 Juli 2020

Pilottest im Verkehrsverbund Rhein-Sieg wird bis Mitte 2021 verlängert

Pilottest im Verkehrsverbund Rhein-Sieg wird bis Mitte 2021 verlängert

Pilottest im Verkehrsverbund Rhein-Sieg wird verlängert

Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb der Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH ©VRS GmbH/Smilla Dankert

 

Im Rahmen der NRW ÖPNV Digitalisierungs Offensive läuft die FAIRTIQ Lab App im Pilotbetrieb mit rund 175.000 Fahrten und 8.800 Testnutzern seit April 2019. Der Pilotbetrieb wurde nun verlängert und läuft bis Sommer 2021. Bei einer Marktforschungsumfrage in der FAIRTIQ-App gaben rund 80% der Tester an, den angebotenen Luftlinientarif im VRS als fair zu empfinden. Der Fahrpreis des angebotenen Luftlinientarifs errechnet sich aus einem Grundpreis von 1,50€ und zusätzlich 15 Cent für jeden angefangenen Kilometer. Die Tageshöchstgrenze liegt bei einem Preisdeckel von 15€. 

Da den Testnutzern die FAIRTIQ-App im VRS Gebiet so gut gefällt, dachten wir, wir fragen auch mal direkt bei den Projektverantwortlichen in Köln nach und haben mit Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb, der VRS GmbH gesprochen: 

 

Herr Triemer, Rückblickend- über 1 Jahr nach Beginn des Pilotbetriebs: wie war die Fahrt mit FAIRTIQ bisher?

Sascha Triemer: 

Die Fahrt mit FAIRTIQ war bisher sehr gut. Mit FAIRTIQ haben wir den Kunden eine neue digitale Lösung vorgestellt, und  direkt auch noch ein neues Tarifangebot eingebaut - den Luftlinientarif. 

Zu Projektbeginn war das in Deutschland relativ exotisch und für uns echtes Neuland. Wir waren sehr überrascht über die durchweg positive Resonanz der Kunden.  Uns ist besonders aufgefallen, dass Nutzer im Pilotprojekt häufiger fahren als vorher und häufiger als Vergleichsgruppen. 

 

Warum haben Sie sich für FAIRTIQ und nicht für eine andere Lösung entschieden?

 Sascha Triemer: 

Uns war vor allem eine verlässliche Technik wichtig, denn im ländlichen Raum oder in der U-Bahn, wo die Internet Netzabdeckung nicht immer gegeben ist, ist die Check-In/Check-Out Technologie oft problematisch.  Das hat mit FAIRTIQ aber gut geklappt.

Im Prinzip war die Wahl für FAIRTIQ eine reine Bauchentscheidung. Wir kannten ein paar Lösungen aus dem Markt, haben FAIRTIQ dann aber auf einer Fachmesse kennen gelernt. Uns wurde schnell klar, dass wir mit FAIRTIQ eine gute Grundlage für eine Forschungs- und Entwicklungspartnerschaft haben würden. 

Customer Convenience wird bei FAIRTIQ definitiv umgesetzt - man muss kein Tarifwissen haben, man hat eine einfache und verlässliche App, kann kontaktlos und bargeldlos zahlen und hat ein gerechtes Tarifsystem. Das bietet den Kunden einen echten Wohlfühlfaktor beim Ticketkauf.

 

©VRS GmbH/Smilla Dankert

 

Welche Chancen sehen Sie im digitalen Ticketing in Bezug auf Corona – Gibt es neue Kundenbedürfnisse?

Sascha Triemer: 

Zu Corona-Zeiten ist digitales Ticketing eine besonders gute Alternative, insbesondere aus hygienischen Gründen, denn es müssen keine Automaten berührt werden. Bei von uns durchgeführten Untersuchungen zeigt sich, dass sich das Verhalten der Kunden dauerhaft ändern könnte. Das Homeoffice hat sich bei vielen etabliert. Die nächsten Jahre werden auf jeden Fall spannend. 

 

Welche Vorteile sehen Sie bei dem Luftlinientarif für ÖV-Unternehmen?

Sascha Triemer: 

Beim Luftlinientarif, wie bei allen eTarifen  ist die einfache Datenerfassung ein Mehrwert für ÖV-Unternehmen. Bei unserer Entscheidung für den Luftlinientarif haben wir aber ganz radikal vom Kunden aus gedacht. Meiner Meinung nach, besteht der Vorteil vor allem für den Kunden, denn der Luftlinientarif ist gerecht, einfach zu verstehen und es gibt keine Preissprünge an Tarifgebietsgrenzen. 

 

Glauben Sie, dass der Luftlinientarif den normalen Verbundtarif einmal ablösen wird? 

Sascha Triemer: 

Ehrlich gesagt denke ich das nicht. Ich sehe den Luftlinientarif als Ergänzung zum Tarifangebot und wir sprechen damit vor allem Gelegenheitskunden an. 

Es gibt digitale Verweigerer, dazu zählen übrigens nicht nur ältere Menschen,  und wir können und wollen keine Kundengruppe abhängen.  Deswegen müssen wir verschiedenen Lösungen bieten. Der Luftlinientarif könnte aber zum Beispiel als einziger digitaler Tarif angeboten werden. 

 

Was fehlt noch, damit der VRS und seine Partnerunternehmen eine langfristige Partnerschaft mit FAIRTIQ eingehen kann?

Sascha Triemer: 

Es fehlt noch eine entsprechende Beschlusslage bei allen 25 beteiligten Verkehrsunternehmen in der Region. Der Vertrieb liegt ausschließlich bei deren Entscheidung und nicht bei uns als Verbundgesellschaft. Ab Sommer 2021 müssen die Unternehmen dann entscheiden, wie sie agieren wollen. 

 

Welches Kundenfeedback gibt es schon zu FAIRTIQ?

Sascha Triemer: 

Das Feedback ist durchweg positiv und wir haben viel Lob erhalten. Viele Kunden wünschen sich FAIRTIQ dauerhaft zu nutzen, auch über den  Pilotstatus hinaus.  In unserer Marktforschungsstudie, die wir mit FAIRTIQ durchgeführt haben, haben wir  höchste Zufriedenheitswerte erzielt und Schulnoten zwischen 1-2 erhalten.  Besonders der einfache Registrierungsprozess und die Auscheck-Erinnerung wurden als ausgesprochen positiv bewertet. 

 

©VRS GmbH/Smilla Dankert

 

Und zuletzt: Wie würden Sie FAIRTIQ einer nicht technisch versierten Person erklären?

Sascha Triemer: 

Vorab: wir sind ganz angetan davon, dass 16% unserer  FAIRTIQ Testnutzer über 65 Jahre alt sind. Man hört ja oftmals, dass so ein technisches Projekt alte Menschen diskriminiert. Das können wir mit unserer Marktforschungsstudie entkräften. 

FAIRTIQ bietet für mich den einfachsten Fahrkartenkauf der Welt - einfach nur eine App herunterladen, anmelden, einmal wischen beim Losfahren, dann wischen beim Aussteigen und "FAIRTIQ". 

 

Hier ein paar ausgewählte Kundenzitate des Pilotbetriebs im Verkehrsverbund Rhein-Sieg: 

 

“Ich bin äußerst begeistert, da die App absolut meinen Bedarf deckt, weil ich an einer Tarifgrenze lebe. Ich hoffe, dass es dauerhaft eingeführt wird.”

 

“Kein vorheriges Raussuchen des Tarifs, kein Anstehen am Fahrkartenautomaten, kein Suchen von Kleingeld! Da macht es Spaß, Bahn zu fahren!”

 

“Die App klappt prima, die Abrechnung ist super, ich spare Fahrtkosten, alles bestens. Ich hoffe, das bleibt so und wird über die Testphase hinaus weitergeführt.”

 

“Früher war ich mir schon öfter unsicher “Habe ich jetzt für meine Strecke das richtige Ticket?” Aber das fällt mit dem eTarif ja alles weg. Und ich finde es super fair: Man zahlt das, was man auch tatsächlich gefahren ist.”

 

Vielen Dank für das Interview und wir sind gespannt was die Zukunft in der Zusammenarbeit mit dem VRS und den beteiligten Verkehrsunternehmen noch bringen wird!