Die technologische Entwicklung der FAIRTIQ-App
In dieser Ausgabe des FAIRTIQ Mitarbeitenden Interviews, teilt Michel Yerly, Chief Technical Officer und Gründungsmitglied von FAIRTIQ, spannende Einblicke in die technologische Entwicklung der FAIRTIQ-Lösung, sowie interessante Ausblicke für die Zukunft!
Die Vision, die im April 2016 zu der Gründung von FAIRTIQ führte war die, eine einfache, flexible und kostengünstige Ticketing-Lösung für die Nutzer:innen von öffentlichen Verkehrsmitteln zu entwickeln. Heute, im Jahr 2021, ist FAIRTIQ zu einem erfolgreichen und rasant wachsendem Unternehmen mit über 70 Mitarbeitenden gewachsen. Seit der Lancierung der App vor fünf Jahren ist FAIRTIQ als Reisebegleiter für viele Nutzer:innen in der Schweiz, Liechtenstein sowie großen Teilen Deutschlands und Österreichs unabdingbar geworden.
Vor kurzem erreichte FAIRTIQ 26 Millionen abgeschlossener Fahrten und die Zahlen steigen stetig weiter.
Im Mai 2021 kann FAIRTIQ nicht nur das 5-jährige Jubiläum feiern, sondern auch die Einführung der neuesten technologischen Entwicklung:
Am 21. Mai ging Smart Stop für alle Nutzer:innen der FAIRTIQ-App live.
Hinter Smart Stop steckt hochintelligente Technologie: Sie kann anhand der Auswertung von Ortsdaten nicht nur ermitteln, ob die Person sich zu Fuss oder gar nicht mehr bewegt – sondern auch, ob sie vom öffentlichen Verkehrsmittel in ein anderes Fortbewegungsmittel umgestiegen ist (z.B. vom Bus in ein privates Auto oder Taxi). In diesem Fall berechnet das System nur die ÖV-Fahrt, sodass Nutzer:innen den korrekten Betrag zahlen.
Bei aller Intelligenz dieser Technologie behalten die Nutzer:innen jederzeit die Kontrolle. Smart Stop trifft keine Entscheidungen ohne den Fahrgast. Sobald das System vermutet, dass eine Fahrt im öffentlichen Verkehrsmittel endgültig beendet wurde, löst es einen Countdown aus und schickt eine Push-Mitteilung an das Smartphone der Kundin oder des Kunden. Man kann nun das System die Reiseerfassung automatisch beenden lassen, manuell auschecken oder aber den Countdown abbrechen, falls eine Anschlussfahrt bevorsteht.
Auch sonst haben die Fahrgäste jederzeit volle Kontrolle über Smart Stop: Die zusätzliche Funktion kann nur genutzt werden, wenn sie vor Reisebeginn in den Einstellungen der FAIRTIQ-App aktiviert wurde. Die Verantwortung, im Besitz eines gültigen Tickets zu sein, verbleibt natürlich bei den Nutzer:innen.
Im folgenden Mitarbeitenden-Interview mit Michel Yerly berichtet er über die Entwicklung der FAIRTIQ-Technologie in den vergangenen 5 Jahren:
Als du vor fünf Jahren das erste Mal von der FAIRTIQ gehört hast, warst du direkt Feuer und Flamme?
Michel Yerly:
Ich habe direkt erkannt, wie diese Idee das Leben vieler Menschen erleichtern und dabei dem öffentlichen Verkehrsnetz bei der Verbesserung ihres Angebots helfen kann. Noch dazu ist die Etablierung von FAIRTIQ für Anbieter von öffentlichen Verkehrsmitteln sehr einfach, da keine Hardware außer den Handys der Nutzer:innen benötigt wird. Anbieter:innen müssen sich auch nicht um die Wartung sorgen, da wir ihnen einen Kanal für den Ticketverkauf anbieten, der selbstständig funktioniert. Außerdem sah ich viel Potenzial für uns, in mehreren Bereichen Innovationen zu schaffen.
Das FAIRTIQ-Team versteckte Smartphones in Bussen, um GPS-Daten zu sammeln. Wieso habt ihr diesen Weg gewählt?
Michel Yerly:
Die Datenverarbeitung von Fahrten im öffentlichen Verkehrsnetz auf Basis von GPS-Daten ist etwas knifflig. Bevor Kunden das System nutzen konnten, brauchten wir ausreichend Daten um unsere Algorithmen zu trainieren und zu validieren. Wir hatten absolut keine Ahnung, wie die Daten ausschauen würden, da jedes Smartphone und jeder Bereich der Stadt ihre eigenen Besonderheiten haben. Indem wir Smartphones in Bussen platzierten, konnten wir genügend Daten über einen längeren Zeitraum sammeln, ohne dass wir dafür Personen einsetzen mussten.
Unterscheidet sich der Prototyp von FAIRTIQ sehr von der aktuellen Version? Und falls ja, wie?
Michel Yerly:
Die erste Version sah der heutigen tatsächlich schon recht ähnlich. Unser Ziel war es, etwas zu entwerfen, das sehr leicht zu nutzen ist. Letztendlich war unser Entwurf in der Nutzung schon so einfach, dass uns nicht viel zu Vereinfachen blieb - wir hatten nur einen großen Slider für den Check-in. Über die Jahre hat die App neue Features bekommen. Ein Großteil der Verbesserungen fand hinter den Kulissen statt, wie zum Beispiel die Abdeckung mehrerer Regionen oder die Verbesserung der Erkennung von Reisen.
Was waren die technologischen Meilensteine, die FAIRTIQ während der letzten Jahre erreicht hat?
Michel Yerly:
Am Anfang konnte man nur in einigen Regionen innerhalb der Schweiz reisen. Als wir nach und nach mehr Regionen hinzufügten, wollten wir natürlich auch eine Funktion entwerfen die erlaubte, dass die Nutzer:innen von Region zu Region reisen konnten. Als Konsequenz erreichten wir 2018 die landesweite Abdeckung innerhalb der Schweiz. Zum ersten Mal konnten unsere App-Nutzer:innen innerhalb der Schweiz von jedem Ort an jeden anderen Ort mit allen möglichen öffentlichen Verkehrsmittel reisen. Mittlerweile sind wir in etlichen europäischen Ländern präsent.
Wir haben hart an der Verbesserung der Datenverarbeitung von Fahrten gearbeitet, sowie an der Funktion, dass das System erkennt, wenn Nutzer:innen sich nicht mehr in öffentlichen Verkehrsmitteln befinden. Ziel dabei war es, dass wir stets die korrekten Tarife berechnen. Das Smart Stop Feature ist die neueste Verbesserung in diesem Bereich. Das Feature erkennt, wenn man sich nicht mehr im öffentlichen Verkehrsnetz befindet und checkt Nutzer:innen automatisch aus.
Was sind die technologischen Bestrebungen von FAIRTIQ für die Zukunft?
Michel Yerly:
Meine Freunde fragen mich oft: “Jetzt, wo du das Projekt FAIRTIQ abgeschlossen hast, was kommt als Nächstes?” Aber tatsächlich ist FAIRTIQ bei weitem noch nicht fertig. Wir können das System noch immer in vielen Bereichen verbessern. Smart Stop ist das aktuellste Beispiel dafür. Alle Nutzer:innen waren frustriert, wenn sie den Check-out vergessen haben, aber niemand hat damit gerechnet, dass wir genau dafür ein Feature entwickeln würden. Tatsächlich fehlt es uns absolut nicht an neuen Ideen, im Gegenteil, wir tun uns sogar schwer mit der Entscheidung, was wir als nächstes angehen sollen.
Je mehr Menschen die App nutzen, desto mehr Herausforderungen kommen auf. Was sind die größten Herausforderungen und wie habt ihr vor, diese zu bewältigen?
Michel Yerly:
Je mehr Nutzer:innen wir haben, desto wichtiger ist die Sicherstellung von absolut verlässlichen und herausragendem Service. Das beinhaltet zum Beispiel die Sicherheit der korrekten Berechnung von Reisen, die Sicherstellung des Geldes, die Stabilität des Betriebs sowie die automatische Erkennung von Betrug.
Ist die Zukunft vom Ticketing im öffentlichen Verkehrsnetz 100% digital?
Michel Yerly:
Ja. Papier Tickets existieren nur so lange, wie Menschen sie kaufen. Aber mehr und mehr Nutzer:innen steigen auf digitale Ticketoptionen um, da es einfacher und bequemer ist. In der Zukunft wird der digitale Kauf von Tickets nicht unbedingt davon abhängen, dass man ein Smartphone besitzt.
Woran arbeitet ihr im Moment, und was sind die nächsten Tech-News von FAIRTIQ?
Michel Yerly:
Gerade arbeiten wir an einem spannenden Feature, das in der zweiten Hälfte dieses Jahres lanciert wird.
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