29 Oktober 2020

Der VMT gewinnt mit FAIRTIQ den deutschen Mobilitätspreis.

Der VMT gewinnt mit FAIRTIQ den deutschen Mobilitätspreis.

VMT und FAIRTIQ gewinnen deutschen Mobilitätspreis

 

© Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen GmbH Christoph Heuing, Geschäftsführer Verkehrsgemeinschaft Mittelthüringen GmbH

309 Unternehmen haben sich für den deutschen Mobilitätspreis beworben. Der Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT)  ist mit der FAIRTIQ “Check-in/Check-out” Technologie einer von zehn Gewinnern.

Der Preis stand in diesem Jahr unter dem Motto: "Intelligent unterwegs: Gemeinsam. Vernetzt. Mobil" und zeichnete besonders Projekte aus, die mittels digitaler Vernetzung, Mobilität sicher, effizient und nachhaltig gestalten. 

Der VMT nutzt die FAIRTIQ-Technologie seit Frühjahr diesen Jahres im gesamten Verkehrsverbund. Der Launch wurde im März, sogar vorgezogen, um Fahrgästen in Zeiten der Corona-Pandemie eine kontaktlose Fahrscheinkauf-Möglichkeit zu eröffnen. 

Im FAIRTIQ Brancheninterview sprechen wir mit Christoph Heuing, Geschäftsführer des VMT, unter anderem über die Digitalisierung im ÖPNV in Deutschland und Gründe analoge Tarifsysteme neu zu gestalten:

 

Gerade erst FAIRTIQ-Partner und schon mit dem deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet -  wie kam es dazu und was bedeutet die Auszeichnung für Sie?

Christoph Heuing: 

Mit unserem Partner, den Erfurter Verkehrsbetrieben und FAIRTIQ  haben wir entschieden, uns zum ersten Mal beim deutschen Mobilitätspreis zu bewerben. Nach dem positiven Feedback unserer Fahrgäste ist die Auszeichnung nun eine weitere Bestätigung dafür, dass es sich lohnt, digitale Angebote für den Ticketkauf im Nahverkehr voranzutreiben. 

 

Wie kam der Kontakt mit FAIRTIQ zustande?

Christoph Heuing:

Wir glauben daran, dass die Nutzung des ÖPNV so unkompliziert wie nur irgendwie möglich sein muss, damit Menschen vom eigenen Auto in Bus und Bahn umsteigen. Wenn Menschen sich erst im Tarifdschungel zurechtfinden und dann Kleingeld für den Automaten abzählen müssen, ist das wenig einladend. Dieses Problem wird in einigen Metropolen durch Chipkartensysteme gelöst, bei denen Fahrgäste beim Betreten und Verlassen der U-Bahn eine Karte an einen Sensor halten und der korrekte Fahrpreis abgebucht wird. 

Wir wollten eine Lösung, die genauso einfach funktioniert aber ohne kostspielige Infrastruktur auskommt. Bei der Suche sind wir schnell auf die Lösung von FAIRTIQ gestoßen, die genau diesen Erwartungen entspricht, zuverlässig funktioniert und mit wenig Aufwand implementiert werden kann.

 

Wie lief der FAIRTIQ Implementierungsprozess ab?

Christoph Heuing: 

Nach der  FAIRTIQ-Pilotphase in Erfurt 2019, entschieden wir uns, aufgrund von sehr guten Erfahrungen, FAIRTIQ im gesamten Verkehrsverbund Mittelthüringen einzuführen.  Wir waren sehr positiv überrascht, in was für einer kurzen Zeit das komplette System auf die Beine gestellt wurde. 

Eine zentrale Herausforderung bestand darin, die Tariflogik aus der analogen Welt digital abzubilden. Viele unserer Kunden nutzen die 4-Fahrten-Karte, die eine Art Vorverkaufs- und Mengenrabatt bietet. Ein solcher Tarif kann nicht sinnvoll in einem System abgebildet werden, das den günstigsten Fahrpreis im Nachhinein ermittelt. Übergangsweise haben wir stattdessen zunächst alle Einzelfahrten rabattiert. Das Beispiel zeigt, dass es nicht zielführend ist, nur den Verkaufsprozess zu digitalisieren. Wir müssen auch die über Jahre gewachsenen Tarifstrukturen kritisch hinterfragen.   

 

Inwiefern hilft Ihnen die FAIRTIQ-Lösung als Verkehrsverbund  in Pandemie-Zeiten?

Christoph Heuing: 

Meiner Ansicht nach, hat die Pandemie generell mehr Akzeptanz in der Bevölkerung bezüglich Digitalisierungsthemen gebracht. Die Menschen sind heute weit mehr aufgeschlossen, sich mit dem Thema Digitalisierung zu beschäftigen.  Der FAIRTIQ-Launch wurde im März vorgezogen, weil wir keine Tickets mehr bei den Busfahrern verkaufen konnten und den Kunden schnell  eine Möglichkeit der sicheren und einfachen Bezahlung bieten wollten. 

 

Wie ist Ihre Einschätzung zu digitalen Angeboten im ÖPNV in Deutschland?

Christoph Heuing: 

Ich glaube, dass wir hier nicht auf der Höhe der Zeit sind. Zum einen ist das ein kulturelles Phänomen. Es scheint so zu sein, dass die Digitalisierung in Deutschland, verglichen mit anderen europäischen Ländern, eine geringe Priorität hat und digitale Angebote von vielen Menschen nicht wahrgenommen werden.

Im ÖPNV kommt hinzu, dass dieser von hunderten, teils sehr kleinen Verkehrsunternehmen erbracht wird. Vielen fehlt Personal, Geld und Know-how, um bei der rasanten technischen Entwicklung am Ball zu bleiben. Verkehrsverbünde können hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie Kompetenzen bündeln und Synergien ermöglichen.  Die Pandemie hat die Defizite bei der Digitalisierung in vielen Bereichen offengelegt. Vieles muss nun schnell nachgeholt werden. Das wird am ÖPNV nicht spurlos vorbeigehen.

 

Was gibt es für Zukunftspläne mit FAIRTIQ und dem VMT? 

Christoph Heuing: 

Der VMT deckt nur einen Teil Thüringens ab. Außerhalb des VMT gibt es keine Verbundtarife und kaum digitale Ticketangebote. Wir arbeiten nun mit einer großen Mehrheit der Thüringer Verkehrsunternehmen gemeinsam daran, hier zügig Fortschritte zu machen. Im Mittelpunkt steht dabei das Vorhaben, einen landesweiten elektronischen Tarif zu entwickeln, der die durchgängige Nutzung aller Verkehrsmittel ermöglicht, leicht zu verstehen ist und sich im FAIRTIQ System abbilden lässt.  

 

Vielen Dank für das Interview und wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Zusammenarbeit mit dem VMT und allen beteiligten Verkehrsunternehmen!