23 Juni 2021

EVAG-Interview zum Abbau mobiler Fahrkartenautomaten

In diesem FAIRTIQ-Branchen-Interview sprechen wir mit Guido Nehrkorn, Gruppenleiter Vertrieb bei der Erfurter Verkehrsbetriebe AG. 

Die Zusammenarbeit mit FAIRTIQ und der EVAG begann 2019 mit einer Pilotphase in Erfurt. Die App erfreute sich großer Beliebtheit und so wurde sie im Frühjahr 2020 im gesamten Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) eingeführt

Der VMT und die EVAG als Projektpartnerin wurden dann dank der FAIRTIQ “Check-in/Check-out”-Technologie Ende 2020 mit dem Deutschen Mobilitätspreis ausgezeichnet.

Nachdem wir schon in Vergangenheit mit Christoph Heuing, Geschäftsführer des VMT und Myriam Berg, Vorstandsvorsitzende der EVAG über die Zusammenarbeit mit FAIRTIQ gesprochen haben, erfahren Sie in dieser Ausgabe des FAIRTIQ-Branchen-Interviews von Guido Nehrkorn, Gruppenleiter Vertrieb bei der EVAG, wie der aktuelle Stand des Projekts ist und was für die Zukunft geplant ist. 

FAIRTIQ:  Vor mehr als einem Jahr lancierte der VMT mit der EVAG als Partnerin als erster gesamter deutscher Verkehrsverbund die FAIRTIQ-Lösung. Besonders in den letzten Monaten konnte ein deutlicher Zuwachs an FAIRTIQ-Nutzer:innen innerhalb des VMT verzeichnet werden, insbesondere in Erfurt. Wie sehen Sie den bisherigen Verlauf des Projekts?

Guido Nehrkorn: 

Wir sind sehr zufrieden, sowohl mit der aktuellen Entwicklung der Nutzerzahlen, aber auch mit den positiven Rückmeldungen unserer Nutzer:innen. Die erfreuliche Entwicklung der aktiven Nutzer:innen in den letzten Monaten beweist, dass eine aktive Kund:innenansprache und Aufmerksamkeit in den Medien die Akquise neuer Nutzer:innen unterstützt.

FAIRTIQ: Wie sind die Rückmeldungen Ihrer Kund:innen zu FAIRTIQ?

Guido Nehrkorn: 

Unsere Fahrgäste schätzen nicht nur die Möglichkeit des spontanen Fahrtantritts, unabhängig von Öffnungszeiten klassischer Verkaufsstellen oder den Bezahlmöglichkeiten an den Automaten, sondern auch die Unbeschwertheit, sich nicht mit der Wahl des richtigen Tarifproduktes für das jeweilige Reiseziel beschäftigen zu müssen. Insbesondere das für die gesamte Kalenderwoche geltende Bestpreis-Versprechen und die bedingungslose Rabattierung ab der ersten Einzelfahrt schaffen Vertrauen in das System.

FAIRTIQ: Wie kam es zu der Entscheidung bei der EVAG, die Fahrkartenautomaten in den Trams abzubauen, und wie ist die Reaktion der Kund:innen diesbezüglich?

Guido Nehrkorn: 

Die EVAG verfügt über viele Vertriebswege. Wichtige Anlaufstelle ist unser Mobilitätszentrum im Herzen der Stadt am zentralen Umsteigepunkt aller Tramlinien, das neben der reinen Beratung zum richtigen Ticket ebenfalls weitere Themen wie Carsharing, Fernbus-Nutzung, Parkraum-Bewirtschaftung, Kombitickets etc. abdeckt. Persönlichen Kund:innenkontakt gibt es auch bei unseren Vertriebskooperationspartnern im gesamten Stadtgebiet und beim Fahrerverkauf im Bus. Zusätzlich verfügen wir über mehr als 50 Automaten an wichtigen Haltestellen und Verknüpfungspunkten.

Die mobilen Automaten stellen daher nur eine letzte Möglichkeit zum spontanen Fahrausweiskauf mit eingeschränktem Sortiment dar. Nach zehn Jahren Nutzung hätte die Ersatzinvestition mehr als zwei Millionen Euro gekostet. Dies ist vor dem Hintergrund der anderen Erwerbsmöglichkeiten und der Nutzung von Smartphones nicht zu rechtfertigen. Insbesondere Senioren oder mobilitätseingeschränkte Personen werden in den sozialen Medien als vermeintlich Leidtragende dieser Entscheidung dargestellt. Allerdings nutzen diese Fahrgäste die weiterhin bestehenden Vorverkaufsmöglichkeiten oder schließen Abos ab.

FAIRTIQ: Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Kund:innen ohne Smartphone stets ihr Ticket kaufen können?

Guido Nehrkorn: 

In diesem Jahr erfolgt die Beschaffung weiterer Kassensysteme für die Vertriebskooperationspartner. Den Kontakt mit geeigneten Hersteller:innen haben wir bereits aufgenommen und hoffen, spätestens im nächsten Jahr das Verkaufsstellen-Netz zu verdoppeln. Zusätzlich werden wir die Automatenstandorte optimieren und neue Haltestellen mit Automaten ausrüsten. Die Mindestvertragslaufzeit der Zeitkarten-Abonnements im Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) beträgt nur noch vier Monate, sodass weitere Zielgruppen erschlossen werden können.

FAIRTIQ: Blicken wir zurück auf die vergangenen herausfordernden Monate und den Nachfrageeinbruch im ÖV: Welche Bedeutung hatte FAIRTIQ für die Einnahmensicherung der EVAG? 

Guido Nehrkorn: 

Die Entwicklung der FAIRTIQ-Nutzerzahlen ist überdurchschnittlich im Vergleich zu den anderen Vertriebswegen. Kund:innen schätzen die Nutzung des eigenen Smartphones zum Ticketerwerb.

FAIRTIQ:  Was ist in Zukunft sonst noch geplant?

Guido Nehrkorn: 

Unsere EVAG-App „Erfurt mobil“ bietet unseren Stammkunden neben den aktuellen Fahrplaninformationen und Informationen zum Verkehrsangebot die Möglichkeit, alle Belange des Abovertrags wie Adress- und Bankverbindungsänderungen oderProduktwechsel eigenständig vorzunehmen. Daher möchten wir die Hinterlegung des Abos in der FAIRTIQ-App ermöglichen, um den ÖPNV auch im restlichen Verbundgebiet noch bequemer nutzbar zu machen.

Vielen herzlichen Dank Herr Nehrkorn für das Interview!