
Wenn der Tarif nicht mehr zur Mobilität passt
Über Jahrzehnte hinweg war die Preisstruktur im öffentlichen Verkehr im Wesentlichen von folgenden Angeboten geprägt: Einzelfahrscheine für gelegentliche Fahrten und Monatskarten beziehungsweise Abonnements für Vielfahrende. Doch mit flexibleren Arbeitsmodellen und sich wandelnden Mobilitätsgewohnheiten reichen diese starren Modelle heute nicht mehr aus, um den Bedürfnissen der Fahrgäste gerecht zu werden.
Einzeltickets werden aus Kostengründen oft gemieden, während Abos sich für viele nicht lohnen – insbesondere, wenn sie den ÖPNV nicht regelmäßig nutzen. Wenn aber Ticketangebote als zu teuer oder unpassend wahrgenommen werden, suchen sich Fahrgäste Alternativen. Verkehrsanbieter stehen daher vor einer zentralen Frage: Wie gelingt ein Preismodell, das sowohl fair für Fahrgäste als auch wirtschaftlich tragfähig ist?
Mehr Flexibilität ist gefragt
Starre Preismodelle lassen sich immer schwerer mit heutigen Mobilitätsanforderungen vereinbaren. Ob hybrides Arbeiten, Teilzeitbeschäftigung oder multimodales Reisen – die Mobilität ist individueller denn je. Die klassischen Tarifmodelle passen nicht mehr zu den heutigen Bedürfnissen.
Zentrale Schwachstellen traditioneller Preismodelle:
- Mangelnde Flexibilität: Viele Fahrgäste fahren zu wenig für ein Abo oder Zeitkarten, empfinden Einzelticketpreise jedoch als zu teuer bei häufigerer Nutzung.
- Komplizierte Tarife: Die Wahl zwischen dem passenden Ticket oder Abo, Zone oder Strecke überfordert viele. Die Folge: Intransparenz und Verunsicherung.
- Verpasste Einnahmen: Wer das Gefühl hat, sich durch den ÖPNV zu navigieren zu müssen, weicht auf andere Verkehrsmittel aus.
„Zu kompliziert? Dann nehme ich lieber das Auto.“
When public transport fares are confusing, people look for easier alternatives. A survey by the Rail Delivery Group found that 35% of potential train passengers are discouraged from travelling because they struggle to find the best fare. Faced with this complexity, many simply opt for the car or a rideshare instead. (Source)
Der klügere Weg: flexibel und nutzungsbasiert
Immer mehr Verkehrsunternehmen setzen auf Modelle, die sich am tatsächlichen Nutzungsverhalten der Fahrgäste orientieren – und gleichzeitig stabile Einnahmen sichern. FAIRTIQ unterstützt Verkehrsverbünde und -unternehmen dabei, genau solche Lösungen umzusetzen.
Rabatte, die mitdenken: Das Modell von A-WelleA-Welle – ein Schweizer Tarifverbund – hat in Kooperation mit FAIRTIQ ein innovatives Rabattsystem eingeführt, das gezielt Gelegenheitsfahrende anspricht. Das Prinzip:
Das Modell, nominiert für die Transport Ticketing Global Awards in der Kategorie „Best Commercial Strategy Initiative“, kombiniert die Flexibilität von Einzeltickets mit den Kostenvorteilen eines Abos – und animiert so zu mehr ÖPNV-Nutzung. |
Blick in die Zukunft: Wie Preismodelle morgen aussehen könnten – und es heute schon tun
Was wäre, wenn sich Ticketpreise automatisch an das Verhalten der Fahrgäste anpassten – ohne komplizierte Entscheidungen? Einige innovative Ansätze zeigen heute schon, wohin die Reise geht:
1. Distanzbasierte Tarife: Einfach nach Luftlinie
Tarifberechnung anhand der Luftlinie zwischen Start- und Zielpunkt – wie bereits in vielen Regionen Deutschlands umgesetzt – sorgt für Fairness und Nachvollziehbarkeit.
VAB eTarif: Die Preisberechnung erfolgt in Aschaffenburg auf Luftlinienbasis – statt fixen Zonen. Tageshöchstpreise schützen vor übermäßigen Kosten, unabhängig davon, ob man selten oder oft fährt. (Zur Fallstudie)
2. Preisdeckel: Kostengrenzen, die Vertrauen schaffen
Ein maximaler Tages-, Wochen- oder Monatsdeckel macht das Reisen mit dem ÖPNV berechenbar und erschwinglich.
NRW-Deckelmodell: Wer in Nordrhein-Westfalen die Kostenlimite von EUR 34.50 pro Tag oder EUR 58 pro Monat erreicht, fährt danach kostenlos – im ganzen Bundesland. Ideal für Gelegenheits- und Vielfahrende gleichermaßen.
3. Treue-Rabatte: Mehr fahren, weniger zahlen
Wer häufig fährt, soll belohnt werden – auch ohne Abo. Dies schafft Mehrnutzung und zufriedene Fahrgäste.
HAVAG Sofortrabatte: Wer eine bestimmte Anzahl Fahrten erreicht, erhält sofort Rabatte. Dies hat in Halle an der Saale zu 20 % mehr Ausgaben im öffentlichen Verkehr geführt und zeigt, dass auch Echtzeit-Belohnungen die Nutzung und Zufriedenheit steigern. (Zur Fallstudie)
✨ Tarifwunder in Okzitanien – für alle GenerationenDie französische Region Okzitanien setzt bei ihren Diensten mit dem Transportunternehmen SNCF TER neue Maßstäbe – mit flexibler Preisgestaltung powered by FAIRTIQ: + = 0: Junge Menschen (18–26 Jahre) fahren nach 10 Fahrten pro Monat kostenlos – ganz ohne Abo. Ab 21 Fahrten werden zusätzliche Fahrten als Guthaben gutgeschrieben. + = Flex: Erwachsene (27–59) sammeln mit jeder Fahrt höhere Rabatte – bis hin zur Gratisfahrt. + = -: Für alle ab 60 Jahren gilt: Je mehr sie fahren, desto günstiger wird es – mit einem monatlichen Preisdeckel. Alle drei Modelle basieren auf einem transparenten Luftlinientarif. Und die Resultate sprechen für sich:
Gekrönt wurde das Projekt mit dem Transport Ticketing Global Award – in der Kategorie „Best Commercial Strategy Initiative“. Durch die Kombination aus Preisdeckeln, Treuevorteilen und intuitiver Preisgestaltung bietet Okzitanien eine der fortschrittlichsten Tarifstrategien Europas. |
Mit intelligenter Technologie und Echtzeitdaten können Verkehrsunternehmen die Nutzung steigern, Kundenzufriedenheit fördern und Einnahmen stabilisieren.
Fazit: Der Preis muss stimmen – für alle
Der Wandel von starren Einzeltickets und Abos hin zu flexiblen, nutzungsfreundlichen Tarifmodellen ist in vollem Gange. Mit Technologien wie der von FAIRTIQ gestalten Verkehrsunternehmen ein Angebot, das Gelegenheitsfahrende, Pendelnde und neue Nutzergruppen gleichermaßen anspricht – und dabei auch wirtschaftlich überzeugt.
Neugierig auf weitere Erfolgsgeschichten und Einblicke?
Wir werden in den nächsten Blogbeiträgen tiefer in die einzelnen Modelle eintauchen.
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